Ist Milch von Kühen noch zeitgemäß? Können wir uns ihren CO2-Fußabdruck künftig noch leisten? Viele Landwirt:innen optimieren ihre Milcherzeugnisse und arbeiten an der CO2-Reduzierung – zum Beispiel durch verbesserte Fütterung und moderne Stalltechnik. Die Ziele sind smarte, ökologische Kreisläufe sowie nachhaltige und gute Produkte. Wie das aussehen kann, zeigt „Let’s Do Zukunft“
Wiesen und Weiden können doppelt so viel CO2 speichern wie unsere Wälder. Kühe nehmen das pflanzlich gespeicherte CO2 über ihre Nahrung auf und geben es schlussendlich in die Umgebung ab – der Kreislauf schließt sich. Und der Kreislauf geht noch weiter: Neben Gras fressen Kühe auch andere Pflanzenteile, die für uns unverdaulich sind oder die in der Produktion von Getreideflocken, Speiseölen, Obstsäften oder auch Bier zurückbleiben. Zu ihren Eiweißquellen zählen u.a. Leguminosen wie Kleegras, die z. B. den Ackerboden auf natürliche Art für die nächste Getreidesaat nähren und dann später beliebtes Kuhfutter sind.
Wie Kuhmilch im Vergleich zu Pflanzendrinks abschneidet, lässt sich hier finden. Durch verbesserte Fütterung, moderne Stalltechnik und nachhaltige Produktionsprozesse kann auch der CO₂-Fußabdruck der Milchviehhaltung verkleinert werden. In Deutschland haben die Milchviehbetriebe in den letzten Jahrzehnten signifikante Fortschritte gemacht. Mit den ökologischen Voraussetzungen in unseren Breiten erreicht Deutschland etwa ein Drittel weniger CO₂-Emissionen pro kg Milch als der globale Durchschnitt.
In Zukunft soll Milch noch nachhaltiger werden. Farmen, die nach dem LowCarbon- oder NetZero-Konzept arbeiten, erproben neue Wege, um klimaneutral zu werden. Webbasierte Tools ermöglichen hierfür schon heute, detaillierte CO2-Bilanzen zu erstellen und wissenschaftsrelevante Daten zu sammeln. Für das Nachhaltigkeitsmodul Milch arbeiten bereits mehr als 15.000 deutsche Höfe mit QM-Milch und dem Thünen-Institut zusammen. Das ist jeder vierte Milchviehbetrieb beziehungsweise jede dritte Milchkuh in Deutschland.
Der Trend geht zum bewussten Genuss: Konsument:innen legen stärkeren Wert auf gute Haltungsbedingungen und den Schutz des Tierwohles. Moderne Betriebe können die Haltungsformkennzeichnung zügig umsetzen: Zu Beginn 2025 konnten Landwirte bereits ein Drittel der Tiere zertifizieren. Tendenz steigend mit zunehmender Zahl der Produkte im Handel.
Dort können sie sich frei bewegen, fressen und ruhen. Immer mehr Betriebe setzen auf kombinierte Außenklima- oder Offenställe, die Frischluft und mehr Platz bieten. Die klassische Weidehaltung ist vor allem in Schleswig-Holstein und Niedersachsen zu finden und bietet zusammen mit Bio-Milch eine Auswahl für Konsument:innen, die Wert auf diese Produktpalette legen. 2023 verzeichnete Weidemilch beispielsweise einen sprunghaften Anstieg um 38 %.
Die Milchbranche arbeitet seit Jahren mit festen Qualitätsstandards:
Das QM-Milch-System ist der wichtigste Branchenstandard in Deutschland. Es stellt klare Anforderungen an Tiergesundheit, Fütterung, Hygiene und Umweltmanagement.
Zudem setzen Programme wie „Initiative Tierwohl Milch“ oder Regionale Weidemilchprogramme weitere, freiwillige Maßstäbe – etwa durch regelmäßige Tierwohl-Audits oder verpflichtende Weidegänge.
Auch Menschen machen in Sachen Milch den Unterschied: Deutsche Milchbäuer:innen beschäftigen sich täglich mit Tierwohl, Nachhaltigkeit und Zukunftstechnologien. Viele Milchbäuer:innen investieren insgesamt dafür zwischen drei und vier Milliarden Euro pro Jahr in moderne Stallanlagen, verbessern die Tierfütterung und setzen auf digitale Tools, um die Gesundheit ihrer Tiere besser im Blick zu behalten. Auch politisch passiert einiges: Förderprogramme, Tierwohllabels und strengere Dokumentationspflichten sorgen dafür, dass die Branche nachhaltiger und verantwortungsbewusster wird.