Produkt­vielfalt

Pflanzendrinks: Was ist dran und was ist drin?

Haferdrinks und Co. erleben derzeit einen wahren Hype. Wir werden oft gefragt, wie wir die pflanzlichen Drinks sehen – und ob wir denken, dass sie Milch wirklich ersetzen könnten. Das ist unsere Antwort.

Pflanzendrinks aus Hafer, Erbse, Soja oder Mandel sind zum Beispiel im Kaffee oder für Müsli gerade angesagt. Sie sind neu, aus spannenden Zutaten gemacht und versprechen Abwechslung. Insbesondere, wenn man sich für mehr pflanzliche Lebensmittel im Speiseplan interessiert. Aktuell sehen wir, dass Leute vor allem ausprobieren und Milch(produkte) neben den pflanzlichen Produkten verwenden. Hier entsteht eine neue Kategorie. Medien sprechen hier gern von einem Boom. Die aktuell hohen Wachstumsraten sind vor allem mit dem niedrigen Ausgangsniveau zu erklären. Anders gesagt: Wer auf niedrigem Niveau startet, der ist auch mit Wachstum im Verhältnis zum Rest immer noch klein. Nichtsdestotrotz schätzen Flexitarier:innen die zunehmend größere Auswahl an Produkten.

Die Noten von nussig bis süß sind reine Geschmackssache, aber sind Pflanzendrinks nun ein vollwertiger Ersatz für Milch? Wenig überraschend: Im Grunde haben sie wenig miteinander gemein. Wir haben ein paar Punkte zusammengetragen, warum ein Vergleich zwischen Milch und Pflanzendrinks eigentlich unmöglich ist.

Was unterscheidet Kuhmilch von Pflanzendrinks?

1. Eine versus viele Zutaten

Milch und Pflanzendrinks haben im Prinzip nur eine Gemeinsamkeit: Ihr Hauptbestandteil ist Wasser. Pflanzendrinks werden durch beispielsweise gemahlene Früchte oder Haferflocken gehaltvoll. Jede dieser Zutaten ist wertvoll, keine Frage. So sind Hafer oder Mandeln reich an Ballaststoffen und pflanzlichen Ölen. Aber sie besitzen eben sehr spezifische Nährstoffprofile. Deshalb setzen die Hersteller Mineralstoffe, Vitamine oder auch Eiweiß zu, um die Drinks näher an das Profil der Milch zu rücken. Drinks aus Hafer, Mandeln und Soja enthalten deshalb oft ein Dutzend Zutaten.

Milch hingegen hat eine sehr kurze Zutatenliste mit genau einer Zutat: Kuhmilch. Sie besitzt nicht nur einen unnachahmlichen Geschmack, sondern kommt ohne Zusatzstoffe aus, während sie den vollen Gehalt an hochwertigem Eiweiß, Vitaminen und Mineralstoffen bietet. Was alles von Natur aus in der Milch steckt, erfahrt ihr in unserem Nutri-Check.

2. Die „Milch-Matrix“ lässt sich nicht kopieren

Kuhmilch ist mehr als die Zusammensetzung ihrer Inhaltsstoffe. Der magische Begriff lautet Milch-Matrix. Diese einzigartige Struktur beschreibt den Aufbau des Lebensmittels Milch, das sich aus Wasser, Eiweiß, hochwertigem Rahm, Fett, Vitaminen und Mineralstoffen zusammensetzt. In Kuhmilch sind die Stoffe auf natürliche Weise miteinander verbunden. Deshalb kann unser Körper zum Beispiel Kalzium aus Milch besser aufnehmen, als wenn wir es in Pulverform zu uns nehmen. Die einzigartige Matrix macht auch das besondere, fein sämige Mundgefühl der Milch aus.

3. Energiegehalt

Viele halten pflanzliche Drinks für die schlankere Alternative. Doch wer die Kalorienangaben vergleicht, stellt schnell fest: Das Energieniveau ist recht ähnlich. Eine Portion fettarme Milch (250 Milliliter) kommt auf 108 Kilokalorien, dieselbe Menge Haferdrink auf 110 Kilokalorien. Dabei liefert die Milch hochwertiges Eiweiß bei weniger Fettanteil. Entscheidend ist also nicht nur die Zahl der Kilokalorien, sondern das Verhältnis von Energiegehalt und Nährstoffprofil. In einer kalorienbewussten Ernährung halten Milch mit 1,5 Prozent Fett, fettarmer Joghurt oder Magerquark locker mit. Im Vergleich bieten Hafer und Co. sehr spezifische Nährstoffprofile. Wer Milchprodukte durch pflanzliche Produkte ersetzen möchte, sollte daher immer auf die unterschiedlichen Nährstoffprofile achten.

4. Herstellungsverfahren

Die Milchgewinnung und -verarbeitung erfolgt in vier wesentlichen Schritten: Melken, pasteurisieren (Wärmebehandlung), abkühlen, verpacken. Die Pflanzendrink-Produktion braucht wesentlich mehr Schritte, allein um die Basiszutaten zu verarbeiten. Besonders aufwendig gestaltet sich die Bearbeitung von Mandeln. Nach Ernte und Reinigung müssen diese geknackt, blanchiert, wärmegetrocknet und gemahlen werden. Dann erst geht es an die eigentliche Verarbeitung, mit Wasser mischen, Rezeptur einfügen, homogenisieren, verpacken.

Apropos Verpackung: Hier punktet die Milch mit ihrer transparenten Herkunftskennzeichnung. Auf jeder Milchpackung findet sich ein Code, der mit Kürzeln das Ursprungsland, Bundesland sowie die Produktionsstätte, also die Molkerei, offenlegt. So lässt sich auf einen Blick nachvollziehen, woher die Milch stammt.

"Beim Nährstoffgehalt je verursachtem Gramm CO2 liegt die Milch vorn."

5. Emissionen je Kilogramm Nährstoff

Oft wird der CO2-Fußabdruck von Milch und Pflanzendrinks verglichen und dabei vor allem auf die reine Menge geschaut. Nun ist Milch aber kein Durstlöscher, sondern ein Nahrungsmittel mit vielen wertvollen Nährstoffen, wie Proteinen. Betrachtet man den Nährstoffgehalt je verursachtem Gramm CO2 – und damit in Proportion zum Beitrag in unserer täglichen Ernährung –, liegt Milch vorn. Ein Beispiel: Bei der Produktion von einem Liter Milch werden circa 1.840 Gramm CO2-Äquivalente je Kilogramm Nährstoffe freigesetzt. Dafür liefert sie uns einen sehr hohen Nährstoffgehalt. Für einen Liter Haferdrink werden achtmal so viele CO2-Äquivalente je Kilogramm Nährstoff verursacht. Dabei liefert uns der Drink aber viel weniger Nährstoffe. Wenn man also den CO2-Fußabdruck im Verhältnis zum Nährstoffgehalt betrachtet, ist die Milch effektiver und umweltfreundlicher als pflanzliche Drinks.

Dies sind einige der wichtigsten Unterschiede von Milch und Pflanzendrinks, doch was sie bereits zeigen: Ein direkter Vergleich ist nicht fair. Auch wenn Pflanzendrinks oft als „Hafermilch”, „Sojamilch” oder „Mandelmilch” bezeichnet werden, sind sie doch am Ende keine echte Milch. Und nun entscheidet selbst, was euch in eurer Ernährung wichtig ist.

Habt ihr noch Fragen zu den Unterschieden von Milch und Pflanzendrinks? Meldet euch bei uns, wir freuen uns auf einen offenen Austausch.

Milch im Vergleich zu Pflanzendrinks

Die European Dairy Asssociation (EDA) hat eine Übersicht zu Pflanzendrinks erstellt. Hier gehts zur deutschen Übersetzung.