Schon gewusst?

Faktencheck: Nachhaltige Milchwirtschaft

Mit zunehmender Energieeffizienz und sinkenden Emissionen hat die Milchwirtschaft hierzulande schon viel erreicht. Und die Arbeit geht weiter.

Mit der „Strategie 2030“ haben wir uns gemeinsamen Zielen für mehr Nachhaltigkeit verpflichtet und uns auf den Weg gemacht. Dazu arbeiten alle Teile der Wertschöpfungskette, unter anderem im QM-Milch e. V., eng mit der Wissenschaft zusammen. Hier stehen ökologische, ökonomische und soziale Kriterien nebeneinander in der Betrachtung.

Wie steht es um den CO2-Fußabdruck der Milchwirtschaft?

In den letzten 30 Jahren hat die deutsche Milchindustrie ihre Treibhausgasemissionen deutlich senken können. Das liegt unter anderem daran, dass sich die Energieeffizienz der Milchverarbeitung zum Beispiel durch neue Technologien und erneuerbare Energie sehr verbessert hat. Der Energiebedarf pro Tonne angelieferter Milch ist heute um circa 15 bis 20 Prozent geringer als im Jahr 1990.

Die gesamten landwirtschaftlichen Treibhausgasemissionen in Deutschland sind, trotz der gesteigerten Produktion, in den letzten drei Jahrzehnten um über 20 Prozent gesunken. Zum Vergleich: von circa 90 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten im Jahr 1990 auf circa 70 Millionen Tonnen CO2-Äqivalente im Jahr 2020. Die Milchkuhhaltung ist ein Teil der Landwirtschaft und Bindeglied zwischen Lebensmittel- und Pflanzenproduktion. Sie stellt etwa ein Drittel der Rinder neben der weiteren Tierhaltung und dem Ackerbau. Durch eine kontinuierliche Weiterentwicklungen des Wissens über die Fütterung der Tiere sowie die Lagerung von Mist und Gülle konnten die Treibhausgasemissionen in den letzten Jahrzehnten reduziert werden. Damit sich dieser Trend fortsetzt, wird daran konstant weiter gearbeitet. Bei der Produktion von einem Liter Milch wurden 2020 hierzulande ca. 1,1 kg CO2-Äquivalente freigesetzt. Das liegt deutlich unter dem weltweiten Durchschnitt von 2,4 kg und ist weit entfernt von den Emissionswerten Afrikas und Asiens mit 3,5 beziehungsweise 7,5 kg CO2-Äquivalent je Liter Milch.

Bei der Betrachtung der Emissionen darf ein Blick auf die CO2-Kompensationsleistung durch das Grünland, auf dem das Hauptfutter der Tiere wächst, nicht fehlen. Dazu unten mehr.

Um CO2-Quellen zu erkennen und die Emission weiter zu reduzieren, sind verschiedene Methoden in Erprobung, unter anderem die Klimaplattform Milch in Niedersachsen, einem Tool für Milcherzeuger zur Erfassung und Optimierung der eigenen Klimaeffizienz, die 2022 an den Start gegangen ist.

Wie beeinflusst Methan den CO2-Fußabdruck der Milch?

Methan ist ein Gas, das im Wiederkäuermagen der Kühe entsteht oder über die Gülle freigesetzt wird. Es gilt als klimaschädlicher als Kohlendioxid. Mit der Erzeugung von einem Liter Milch werden circa 1,1 kg CO2-Äquivalente freigesetzt – Methan eingerechnet. Im größeren Zusammenhang betrachtet, relativieren sich die Zahlen jedoch schnell: Das Methan aus der gesamten Tierhaltung trägt umgerechnet nur mit 3,7 Prozent zum absoluten Treibhauseffekt bei.

Die Kuh ist "Team Klima"

In der Atmosphäre wird Methan innerhalb weniger Jahre zu Kohlenstoffdioxid (CO2) abgebaut. Pflanzen wandeln es in Sauerstoff um. Außerdem nehmen die Grünflächen, auf denen das Futter für die Kühe angebaut wird oder auf dem die Tiere grasen, reichlich CO2 auf. Sogar effektiver als Wald, so eine Forschungsgruppe der Universität Kiel. Die Kühe fressen wiederum die Pflanzen. So entsteht ein natürlicher Kreislauf.

Der Unterschied zu CO2 ist, dass Methan und Lachgas eine ganz unterschiedliche Lebensdauer haben. So bleibt CO2 ungefähr 1.000 Jahre lang in der Atmosphäre, Lachgas etwa 100 und Methan rund zehn Jahre. Wenn beispielsweise eine neue Rinderherde aufgebaut wird, wird die ersten zehn Jahre neues Methan emittiert. Nach dieser Zeitspanne sind die anfänglichen Methan-Emissionen schon wieder zerstört. Solange die Herde also gleich groß ist, halten sich die Produktion und Zerstörung des Methans im Gleichgewicht. Hinzu kommt, dass der Milchviehbestand in Deutschland in den letzten 20 Jahren von über sechs Millionen auf unter vier Millionen Tiere gesunken ist.

Um weiterhin weniger Methan in die Umwelt abzugeben, greifen verschiedene Methoden. Heute wird das Gas aus der Gülle zum Beispiel in Biogasanlagen geleitet und erzeugt so Energie, die der Hof sowie umliegende Haushalte nutzen können. Der Einsatz von Bioenergie im Verkehrs-, Wärme- und Energiesektor ersetzt fossile Energieträger und vermeidet schon heute Emissionen in Höhe von knapp 60 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten. Gleichzeitig kann über eine angepasste Fütterung die Entstehung von Methan im Wiederkäuprozess reduziert werden.

Dauergrünland ist aktiver Klimaschutz und Teil der Nahrungssicherung

Etwa die Hälfte der Gesamtfläche Deutschlands wird landwirtschaftlich genutzt. Davon werden mehr als ein Viertel (28,5 Prozent) als Dauergrünland bewirtschaftet. Dauergrünland sind Flächen, die mindestens fünf Jahre nicht als Ackerfläche genutzt wurden – unter anderem, weil der Boden für den Anbau von Gemüse oder anderen Pflanzen nicht geeignet ist.

So gibt es in Deutschland etwa 4,7 Millionen Hektar Wiesen und Weiden, auf denen Milchvieh grasen kann. Menschen können mit den Pflanzenfasern, die dort wachsen, nicht viel anfangen. Kühe hingegen besitzen die einzigartige Fähigkeit, die Biomasse von diesen Flächen zu verwerten und in Milch umzuwandeln. Dauergrünland ist somit nicht nur ein wichtiger CO2-Speicher und essenziell für den Erhalt des Methankreislaufs, sondern auch die Nährstoffbasis für hochwertige Lebensmittel.

Welchen Umwelteinfluss hat unser Milchkonsum?

Wenn wir auf Milch verzichten würden, wäre der klimaschonende Effekt tatsächlich eher gering. Der durchschnittliche CO2-Fußabdruck pro Kopf lag laut Bundesministerium für Umwelt 2020 bei rund 25 kg pro Tag. Dieser Wert wird durch verschiedene Faktoren verursacht: unseren Konsum von Kleidung, Technik und Unterhaltung, den Verbrauch fossiler Energie für Heizung und Mobilität sowie zu etwa 15 Prozent durch unsere Ernährung.

In der Gleichung von Milch und Treibhausgasen sollten aber nicht nur Umweltaspekte, sondern auch Ernährungswerte betrachtet werden. Milchprodukte tragen in hohem Maße zur Versorgung mit Proteinen, Kalzium, Vitamin B2, Vitamin B12, Zink und Jod bei. Die komplexe Zusammensetzung und die gute Bioverfügbarkeit der Inhaltsstoffe ist der Vorteil dieser nährstoffdichten Lebensmittel. Kurz: Eine nachhaltige Lebensweise hat verschiedene Ansätze. Wir wollen gemeinsam weiter daran arbeiten, die gesteckten Klimaziele zu erreichen.

Studien und Strategien zum Nachlesen