© Landwirt schafft Leben

Junglandwirtin Katharina Leyschulte

Leidenschaft und Digitalisierung für zufriedene Kühe

Katharina führt im nordrhein-westfälischen Westerkappeln einen Milchhof in vierter Generation. Für die junge Mutter sind Kühe und Hof ihre Leidenschaft.

Katharina ist Agrarwirtin mit Leib und Seele. Die 29-Jährige liebt ihre Tiere und arbeitet jeden Tag viele Stunden im Stall, obwohl sie selbst junge Mutter ist. Die Kühe versorgen, das sogenannte Herdenmanagement, gehört zu Katharinas Hauptaufgaben. Als Betriebsleiterin auf dem Hof muss sie aber auch das große Ganze steuern: 140 Milchkühe, 150 Rinder und Kälbchen, 73 Hektar Ackerland, 73 Hektar Grünland.

Der Hof ist modern eingerichtet und arbeitet effizient. Die Kühe tragen Fitness-Tracker an den Fußfesseln, sodass Katharina jederzeit die Gesundheit und Bedürfnisse ihrer Tiere im Blick hat. Dazu kommen weitere technologische Finessen, wie die computerunterstützte Einteilung von Futtermengen. Durch die liebevolle Pflege, die hohe Futterqualität und die Gesundheitsschecks geben Katharinas Kühe besonders viel und qualitativ hochwertige Milch, die sogar preisgekrönt ist.

Katharina, wie sorgst du dafür, dass es Deinen Kühen gut geht?

Wir versuchen, den Kühen das Leben so angenehm wie möglich zu machen. Jeden Morgen wird gemistet, die Tränken und der Futtertisch gereinigt, das Futter frisch angemischt und gefüttert. Milch produzieren ist anstrengend, daher mögen es Milchkühe kühl. Also wird der Laufstall ordentlich durchgelüftet. Alles, was wir tun, hat einen direkt spürbaren Einfluss auf die Milchleistung. Je mehr Platz, besseres Klima, mehr Komfort die Kühe bekommen, desto mehr geben sie uns mit ihrer Milch zurück. Stress ist da kontraproduktiv, deswegen bringen wir für die Tiere viel Ruhe und Verständnis auf, gerade bei den jungen Tieren. Kuhhaltung ist ein intensiver Pflegeberuf und es ist wichtig, sich dafür Zeit zu nehmen.

Welche Maßnahmen setzt du auf deinem Hof um, um nachhaltig zu wirtschaften?

In der modernen Landwirtschaft ist vieles anders als damals. Das romantisierte Bild des Bauern mit seinen drei Kühen auf der Weide ist überholt. Moderne Landwirt:innen brauchen eine gewisse Anzahl an Tieren, damit ihr Betrieb wirtschaftlich ist. Tierwohl-Anschaffungen wie der Kuh-Tracker sind sonst nicht bezahlbar. Von größeren Investitionen wie einem neuen Stall ganz zu schweigen. Wir haben zum Beispiel auch keine Biogasanlage, aber dafür nutzen wir den Mist und die Gülle aus unserem Betrieb komplett als Dünger auf unseren Feldern.

Darüber hinaus verwerten wir effektiv Industrieabfälle und Pflanzenreste aus dem Ackerbau. Unsere Kühe kriegen zum Beispiel Biertreber und Zuckerrübenschnitzel. Wir recyceln praktisch die Abfälle aus der Lebensmittelproduktion. So ist jeder Hof ein kleines Ökosystem: Die Kuh frisst Gras und Pflanzenreste, ihre Ausscheidungen werden genutzt, um Felder zu bestellen und wieder neues Futter zu produzieren. Ich finde es faszinierend, wie nachhaltig Kühe sind – einfach tolle Lebewesen.

© Bundesverband Rind und Schwein

Was möchtest du Menschen sagen, die Kritik an der modernen Landwirtschaft üben?

Heutzutage wird man nicht mehr Landwirt:in, weil man davon reich wird, sondern weil der Beruf eine Leidenschaft ist. Alle Kolleg:innen, die ich kenne, leben diese Leidenschaft. Das macht die moderne Landwirtschaft aus. Die jungen Landwirt:innen haben Bock darauf, mit der Zeit zu gehen und Dinge zu verbessern. Heutzutage ist die Tierhaltung in Deutschland eine der Besten der Welt. Die Standards sind enorm hoch. Da möchten wir auch bleiben und diesen Standard halten. Ich würde mir wünschen, dass die Leute mehr Verständnis für unsere Arbeit und Vertrauen in unser Können aufbringen.

Was würdest du Dir für die Zukunft wünschen?

Während Corona haben die Menschen mehr selbst gekocht und gebacken, haben sich mit Direktvermarktung beschäftigt und häufiger beim Bauern oder der Bäuerin im Hofladen eingekauft. Das boomte richtig. Ich würde mich freuen, wenn die Leute das lokale und saisonale Einkaufen beibehalten. Milch gibts ganzjährig, aber man muss nicht im Januar einen Eisbergsalat essen. Sondern praktisch kochen wie Oma – das finde ich super.

Grundsätzlich finde ich es wichtig, dass die Menschen zu den Landwirt:innen auf die Höfe gehen und sich dort selbst ihre Meinung über die moderne Landwirtschaft bilden. Also, kommt vorbei, unsere Hoftür steht immer offen!

Katharina und ihren Hof findet ihr auch auf Instagram unter @leyschulte.steer.gbr

Familienbetrieb mit vier Generationen

Die Familien Leyschulte und Steer bewirtschaften als Leyschulte-Steer GbR zusammen einen 146 Hektar großen Milchhof in Seeste/Westerkappeln. Dort leben vier Generationen zusammen unter einem Dach, die den Betrieb gemeinsam führen. Bereits 2015 wurde ein luftiger Boxenlaufstall nach neuesten Standards gebaut. Die Tiere genießen darin noch mehr Komfort, von Lichteinfall und Luftzufuhr bis zu Auslaufmöglichkeiten.