Gewusst, dass ... ?

Nachgeschaut: Was geht ab im Stall und auf dem Futtertisch?

Was Kühe auf der Weide tun und fressen, ist allen klar. Aber wie sieht es in einem modernen Stall eigentlich aus und was gibt es da zu futtern?

Bürsten, Duschen zum Abkühlen, Sensorbänder & Co. – was erst einmal wie Wellness klingt, gehört heute in die Ausstattung eines modernen Stalls. Zwischen drei und vier Milliarden Euro pro Jahr fließen in den Um- bzw. Neubau von Boxenlaufställen sowie moderne Stalltechnik.(1) Rund 90 Prozent der 3,8 Millionen Milchkühe in Deutschland leben in offenen Laufställen.

Auf der Fläche können sich die Tiere frei bewegen und entscheiden, ob sie Herden- oder Ruhezeit suchen. Es gibt verschiedene Bereiche, in denen die Tiere liegen, fressen, trinken oder sich bewegen können. Immer mehr Betriebe setzen auf den Melkroboter, der jede Kuh genau kennt und es den Tieren überlässt, wann oder wie häufig sie gemolken werden wollen.

Tiere wissen Stallkomfort zu schätzen

Es heißt, moderne Ställe holen die Vorteile der Weide in den Stall und lassen die Nachteile draußen. Wenn es draußen warm, windig oder anhaltend nass ist, bevorzugt ein Großteil der Herde den Stall. Zudem ist der Boden außerhalb der Hauptweidezeit, die von Frühjahr bis Herbst geht, häufig rutschig – und mit einer hohen Verletzungsgefahr für die Tiere verbunden.

Im Stall sorgen offene Seitenwände dafür, dass Luft von außen ein- und ausströmen kann. Für zusätzliche Abkühlung werden Ventilatoren oder Duschen eingesetzt. Das kommt den Bedürfnissen der Kühe entgegen. Sie bevorzugen Temperaturen zwischen 4 und 16 Grad. In diesem Bereich können die Vierbeiner die Wärme problemlos über die Haut an die Umgebung abgeben.(2)

Ordnung auf dem Futtertisch

Viele moderne Ställe sind mit Lüftern zur Kühlung, offenen Seitenwänden, ruhigen gepolsterten Liegeflächen und frischem Wasser ausgestattet. Meist mittig gelegen ist der Futtertisch – eine freie Fläche, auf der Gras, Heu, Silage etc. wie auf einem großen Tablett angeboten werden. Und Kühe stöbern darin gern nach den für sie besonders leckeren Dingen. Deshalb gibt es Futteranschieber, die dafür sorgen, dass das Futter immer in Reichweite bleibt, statt sich auf der Fläche zu verteilen und dann unter Umständen zu vertrocknen. So kommen Kühe nach eigenem Hungerempfinden an frisches Futter, es bleiben weniger Futterreste und die Landwirt:innen gewinnen zusätzliche Zeit für die Herde.

Und wie sieht das optimale Futter aus?

Hier können die Vorlieben je nach Tier, Umgebung und Jahreszeit variieren. Kühe sind Wiederkäuer, die grundsätzlich auf Raufutter angewiesen sind – und dieses auch am besten verwerten können. Zum Raufutter gehören frisches Gras oder fermentierte Grassilage, Heu und Stroh. Sie machen zusammen mit Silage aus anderen fermentierten, gehexelter Pflanzenteilen etwa zwei Drittel des Futters aus. Zugefüttert werden häufig Koppel- und Nebenprodukte aus der heimischen Umgebung, sogenannte Reste aus der pflanzlichen Lebensmittelproduktion, wie Obststrester (Pressrückstände) aus der Saftproduktion, alkoholfreie Biertreber (Malzrückstände der Brauerei), oder auch Zuckerrübenschnitzel. Das Besondere: Wir könnten diese Pflanzenteile nicht verwerten, aber für Kühe sind es wahre Delikatessen, die ihnen wichtige Nährstoffe liefern.
Als besondere Eiweißkomponente werden zunehmend Leguminosen wie Ackerbohne oder Kleegras genutzt. Sie werden auf Ackerflächen angebaut, bündeln Stickstoff aus der Luft, wirken so wie ein natürlicher Dünger für den Boden und sind gleichzeitig sehr hochwertige Futterpflanzen für die Wiederkäuer. Nicht zuletzt sind sie mit ihrem Wurzelwerk auch sehr wirkungsvolle CO2-Speicher.

Was Kühe auf dem Futtertisch mögen und ob sie lieber abwechslungsreich futtern oder lieber 365 Tage im Jahr das gleiche Futter bevorzugen, das hört ihr unter anderem in unserer neuen Podcast-Folge von Let’s do Zukunft – Nachhaltigkeit im Praxis-Check!

Quellen:
1) Kunzmann: Tiere in Massen. Unsere Verantwortung für eine Tierhaltung der Zukunft.
2) Bundesinformationszentrum Landwirtschaft: Laufstallhaltung dominiert.
3) Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft: Verbundprojekt Hitzestress bei Rindern.