@GettyImages

Menschen hinter der Milch

So nachhaltig wirtschaftet der Milchhof Börger

Wir schauen hinter die Kulissen der Milcherzeugung und stellen euch verschiedene Milchbäuerinnen und -bauern näher vor. Einer von ihnen ist Hartmut Börger aus Niedersachsen.

Hartmut Börger ist Milchbauer durch und durch. Er bewirtschaftet einen Milchhof in der Grafschaft Bentheim in Niedersachsen, der seit 1860 in Familienbesitz ist. Seine Familie, eine Auszubildende und ein Mitarbeiter kümmern sich um die 130 Kühe und 200 Kälber (Jungtiere). Der Betrieb mit den in der Region sehr typischen Strukturen misst 85 Hektar Land, davon sind etwa 52 Hektar Grünland, was einer Fläche von fast 73 Fußballfeldern entspricht. Für sein Engagement in Sachen nachhaltiges Wirtschaften und der sehr guten Milchleistung und -qualität seiner Kühe wurde der Milchhof Börger im Jahr 2020 von der niedersächsischen Milchwirtschaft mit der „Goldenen Olga“ ausgezeichnet.

Herr Börger, Sie besitzen 130 Kühe und weitere 200 Tiere als weibliche Nachzucht, vom Kalb bis zur neuen Kuh. Wie sorgen Sie dafür, dass es Ihren Tieren gut geht?

Unsere Kühe leben im offenen Boxenlauf, den sogenannten Außenklimaställen. Die Tiere können sich darin frei bewegen, nach Lust und Laune hinlegen oder „an die frische Luft“ gehen. Wenn es die Witterung zulässt, öffnen wir das Gatter und sie können auf die Weide – das geht theoretisch täglich. Unsere Kühe fressen dann frisches Gras, dazu füttern wir sie zwei Mal täglich mit nährstoffreicher Silage.

Im Vergleich zu anderen Milchhöfen haben wir mit knapp 200 Abkalbungen eine relativ große Nachzucht. Das liegt daran, dass sich unser Betriebskonzept mit viel Dauergrünland sehr gut für die Rinderaufzucht eignet. Für die Kälber haben wir 2011 ein Kälberdorf gebaut und 2015 für das Jungvieh die Ställe umgebaut. Vom neugeborenen Kalb bis zur neuen Kuh sind es 13 verschiedene Stall-Umgebungen, die für jeden Lebensabschnitt der Tiere optimal gestaltet sind.

Ganz wichtig ist immer auch die Tiergesundheit. Unser Tierarzt muss glücklicherweise hauptsächlich vorbeugendes Management betreiben, sodass die Tiere gar nicht erst krank werden. Das klappt bei uns sehr gut.

Hofportrait der Familie Börger

Um diese diese Inhalte zu laden benötigen wir die Zustimmung zu funktionalen cookies. Entsprechende Datenschutzbestimmungen finden sie hier: https://www.initiative-milch.de/wir-brauchen-dein-einverständnis/

In diesem Video stellt sich Familie Börger vor, die sich mit ihrem Milcherzeugerbetrieb für den Milchlandpreis 2020 beworben hat – mit Erfolg. Der Milchhof Börger belegte den 1. Platz und darf sich nun "Besten Milcherzeuger Niedersachsens 2020" nennen.

Welche Maßnahmen setzen Sie auf Ihrem Hof um, um nachhaltig zu wirtschaften?

Eine große Investition war unsere neue Biogasanlage, die seit 2020 am Netz ist. Betrieben wird die Anlage nur mit Gülle, Futterresten und Mist von unserem Hof und dem unserer Nachbarn. In den gasdichten Behältern zieht das System das umweltschädliche Methan aus der Gülle und erzeugt damit 75 Kilowattstunden Strom pro Stunde. Mit dieser Stromleistung lassen sich 120 Haushalte versorgen. Der Gärrest aus der Anlage, den wir danach auf die Felder ausbringen, ist durch den reduzierten Methangehalt auch klimaschonender.

Den Stromverbrauch der Biogasanlage und unserer Ställe steuern wir digital über den Tag verteilt. Die Abkühlung der Milch und die Reinigung der Melkanlage brauchen zum Beispiel viel Energie, in der Zeit fahren wir den Stromverbrauch der Biogasanlage runter. Darüber hinaus gibt es viele kleine Aspekte, durch die wir Strom sparen können. Das reicht von LED-Birnen für die Stallbeleuchtung bis zum Plattenkühler, der mit Grundwasser die Milch runterkühlt. Unseren Eigenbedarf an Strom decken wir größtenteils über unsere Photovoltaik-Anlagen auf den Stalldächern.

Wir schauen in allen Bereichen, wo wir einsparen und noch nachhaltiger wirtschaften können. Das Futter für die Kühe besteht zum Beispiel zu Teilen aus weiterverwerteten Nebenprodukten, wie Biertreber, der bei der Bierherstellung übrig bleibt, oder Melasse-Schnitzern aus der Zuckerrübenverarbeitung.

Aufgrund neuer Umweltschutz-Auflagen haben wir außerdem vor zwei Jahren unsere Siloanlage erneuert. Das war auch eine ganz schön große Investition, der Ausbau von asphaltierten Böden, einem Abflusssystem und allem Drum und Dran. Als nächste große Investition stehen Melkroboter an. Damit können die Kühe jederzeit aktiv in den Melkstand gehen, individuell und vor allem effizienter gemolken werden. Das würde uns einige Arbeit abnehmen.

Was macht für Sie ein gutes Hofleben aus?

Auf einem Milchhof stehen die Kühe und somit die Arbeit immer im Fokus. Um 5 Uhr klingelt mein Wecker, Feierabend ist gegen 19 Uhr. Sieben Tage die Woche. Das Wichtigste und Schönste in so einem arbeitssamen Umfeld ist die Gemeinschaft. Wir sind ein Familienbetrieb, alle packen mit an. Und wir arbeiten auf dem Hof praktisch „zu Hause“. Das ist ein großer Vorteil. Zu den Mahlzeiten und auch sonst sind wir als Familie oft beisammen und die Kinder verbringen viel Zeit im Freien und mit den Tieren. Die Kälberzucht ist für sie das Größte, da wird oft mit den jungen Kälbchen geschmust. Diese enge Verbundenheit zwischen Mensch und Tier ist für mich die perfekte Hofgemeinschaft.

© A. Dittmer

Die Familie Börger ist eine von mehreren tausend Bauernfamilien in Deutschland.

Für weitere spannende Hofgeschichten schaut doch einmal hier vorbei: Auf My KuhTube kannst du Milchbäuerinnen und -bauern aus Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein bei ihrer Arbeit begleiten.

Wie sieht es bei den Landwirt:innen aus Bayern aus? Mehr Hofportraits gibt es beim Unsere Bayerischen Bauern e. V..